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Amazon versus stationärer Einzelhandel

Neues aus den Seitengassen

Ein Kommentar von Christoph Markowetz

Ich möchte hier ein paar Gedanken einfließen lassen, warum ich mich für den lokalen Einzelhandel stark mache.

Für mich sind lokale Einzelhändler der Gegenpol zu Onlineplattformen, wie Amazon, E-Bay usw. Das Angebot vor Ort bedeutet, sich die Waren anzuschauen und zu begutachten. Dies ist mit Aufwand verbunden, man muss sich bewegen, ins Auto sitzen, in den Bus oder sich aufs Rad begeben! Wer einen Schrittzähler am Arm hat, kann dadurch schon deutliche Frequenz ablesen, im Internet einkaufen bringt keine Bewegung, die uns allen gut tut!

Ich sehe auch den Informationsfluss als sehr bedenklich an, den man durch das Einkaufen im Internet hinterlässt, z.B. sie bestellen eine Waschmaschine im Internet, nach 5 Jahren erhalten Sie eine Information, eine Maschine gleichen Herstellers befindet sich zur Zeit im Angebot, wäre dies nicht ein günstiger Zeitpunkt sich eine neue zu kaufen, zumal die Lebenszeit ihrer alten Maschine wahrscheinlich demnächst sowieso vorbei ist. Sie können sagen gut, ein top Service, ich sage, bedenklich wie viele Informationen im Netz über meine Lebensgewohnheiten bekannt gegeben werden, ich persönlich möchte selber entscheiden was ich wann und bei wem kaufe. Wenn ich immer mehr an Informationen an Dritte weitergebe, sei es wegen einem tollen Informationsservice oder Bequemlichkeit, gebe ich Eigenverantwortung aus der Hand.

Bisher haben wir alle noch die Wahl zu entscheiden wo und wann wir was einkaufen, wenn aber der Gegenpol des Einzelhandels durch die großen Internetanbieter langsam weg fällt, fehlt auch die Alternative und man kommt in eine Situation in der das Monopol regiert. Dies heißt auch, dass andere Anbieter, welche im Internet tätig sind, wie wir kleinen mit einem Onlineshop, nicht mehr existieren können und auch dort als Anbieter wegfallen werden.

Weitblick heißt für mich, dass Amazon sicher nicht aufgehalten werden kann, aber man kann sich Zeit verschaffen, um kleine Händler auf überregionalen Plattformen zu bündeln und als Konkurrenz zu erhalten. Das Ziel der Großen ist alle anderen zu erdrücken. Ich sehe auch hier ganz deutlich die Gefahr mit den Informationen, die jeder freiwillig preisgibt mit seinen Einkäufen im Internet, dass wir alle gläsern werden und dadurch in eine Abhängigkeit gehen, die es diesen Riesen nicht nur mit ihren Produkten erlaubt uns an sie zu binden, sondern z .B. Schrittzähler, Alexa usw. Informationen preisgegeben werden, um das Leben aller zu bestimmen. Dies wird sich in einem Zeitrahmen von 10-15 Jahren bewegen, denn dann sind die Innenstädte so ausgedünnt, dass kleine Läden kaum, bis gar nicht mehr anzutreffen sind. Die Strategie von großen Onlineanbietern ist, mit dem Onlinehandel die Mitbewerber vom Markt zu drängen und gleichzeitig mit stationären Läden zuerst in den großen Städten und dann in kleineren Städten die Einzelhändler zu verdrängen. Es wird dann keine Konkurrenz mehr geben und man kann nicht mehr wählen können, wo man einkauft.

Preise werden diktiert werden, da es ja die gleichen großen Anbieter sind, die online wie stationär handeln. Viele Händler, die bei Amazon verkauft haben, sind wieder ausgetreten aus verschiedenen Gründen, auch wichtig einmal zu recherchieren!

Dies ist bei einer solchen Überlegung, Ansiedlung oder nicht, mit zu bedenken, da der Einzelhandel nicht in diesen kurzen Zeitintervallen reagieren kann, da sie nicht gebündelt sind und deshalb mehr Zeit brauchen solch einen Wandel anzugehen.

Eine Ansiedlung wird auf jeden Fall einen Einfluss auf den Handel in Gmünd haben, da der Vorsprung bez. der Lieferdienste von Amazon deutlich strukturierter und strenger organisiert ist.

Hier ist der Rückstand des stationären Einzelhandels noch sehr groß, deshalb ist das Liefern innerhalb einer Stunde derzeit am Entwickeln, in Gmünd sind wir dabei, aber dies geht nicht von heute auf morgen.

Viele Städte lassen die Ansiedlung von Amazon zu, die Folgen werden erst langsam zu sehen sein, aber wenn die Entwicklung so weiter geht, kann das Rad nicht mehr zurück gedreht werden und die Innenstädte werden die Folge zu tragen haben.

Onlinehandel wird sicher ausgebaut werden, aber es muss einfach aus Wettbewerbsgründen ein existierender Einzelhandel in den Städten weiter lebendig bleiben, Corona hat gezeigt, wie Städte aussehen, in denen kein Handel stattfindet, dies ist für mich das einzige gute an Corona, man hat gesehen was passiert. Denken Sie bitte alle daran, Sie entscheiden in erster Linie für ihre Heimatstadt Schwäbisch Gmünd.
Ich möchte Ihnen auch erklären warum ich mich so sehr einsetze, diese Ansiedlung zu verhindern, zumal ich die 100 Arbeitsplätze sehr wohl sehe, ich sehe aber auch, dass wir seit über 20 Jahren mit viel Engagement und Herzblut unser Geschäft betreiben, das für uns mehr bedeutet als Geldverdienen, wir haben viele ältere Menschen im Laden, die einfach mal zum Reden vorbei schauen, sich freuen unter Leute zu kommen. es wird auch ein Stück Kultur in Bedrängnis gebracht, nämlich die des Einkaufen. Ich würde mirwünschen, dass das Handeln von uns Einzelhändlern, unsre Steuern hier zu bezahlen und zwar alle, auch in Betracht gezogen wird.
Ich möchte mit einem lateinischen Spruch schließen, der die ganze Situation gut beschreibt!

Quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando?

Christoph Markowetz